Das Lernfeld

Erwachsenenbildung ist keine Schule

Der Begriff Lernfeld wird unterschiedlich genutzt. Daher kann man nicht von einer Nominaldefinition ausgehen, die allgemein gültig ist.

Ich will somit die Begrifflichkeit für den Trainingskontext in der Erwachsenenbildung erklären und darauf aufbauend die einzelnen Faktoren beleuchten. In den deutschen Berufsschulen gibt es den Begriff Lernfeld, dieser hat nichts mit dem von mir beschriebenen Lernfeld zu tun. Ich beschreibe hier das Lernfeld des Trainings mit der Intention eine Grundlage zu schaffen für die Arbeit einer/s Trainers*in in der Erwachsenenbildung.

Entwickelt und zusammen gestellt habe ich das Modell bereits vor Jahren und ich nutze es selbst in Seminaren für Trainer*innen, wenn es darum geht Zusammenhänge, Probleme und Verantwortungen im Seminarbetrieb zu analysieren. Darüberhinaus dient das Lernfeld auch als Grundlage meines Train-the-Trainer Kurses .

Das Lernfeld des Trainings umfasst die Polaritäten „Trainer“, „Gruppe“, „Prozess“, „Inhalt“ und „Kontext“. Natürlich braucht es auch ein Ziel, das steht in der Mitte.

Das Modell ist ein systemischer Ansatz, um Training zu beschreiben. Alle Faktoren stehen in Wechselwirkung zueinander und haben Auswirkungen aufeinander, positive wie negative.

Man kann sich das Feld auch als ein Mobile vorstellen, dass frei hängt. Das Ziel ist die Mitte, der stabile Zustand. Es kann nur erreicht werden, wenn alle Polaritäten oder Faktoren im Gleichgewicht sind. Der Kontext hat die Aufgabe Einflüsse von außen abhalten, Schutz zu bieten. Er bietet einen Rahmen, räumlich durch den physischen Seminarraum ebenso wie systemisch, beispielsweise durch die Unternehmenskultur.

Die Faktoren TrainerIn und Gruppe sind die menschlichen, also dynamischen Faktoren im Lernfeld. Sie stehen in starker Wechselwirkung zueinander.

Das Lernfeld macht auch deutlich, das Inhalt nur eine Rolle spielt, nicht aber die einzige. Das bedeutet Wissen und Können der TrainerInnen allein reicht niemals aus, um ein erfolgreiches Training zu gestalten. Es braucht daneben Prozesswissen, systemisches Denken und die Fähigkeit eine Gruppendynamik zu steuern.

Sie haben Fragen zum Lernfeld? Rufen Sie mich einfach oder schreiben Sie mir!

Viele Grüße, Rolf

"Es sind Geschichten, sie einen diese Welt."

Herbert Grönemeyer

Storytelling ist alt, historisch gesehen ist „Geschichtenerzähler“ einmal ein eigener, durchaus renomierter, Beruf gewesen. Geschichtenerzähler unterhielten Menschen auf Märkten und Jahrmärkten. Der wohl bekannteste dieser Gilde war ein gewisser Jesus von Nahzared, dessen Geschichten und Metaphern heute nach 2000 Jahren immer noch eindrucksvoll Botschaften transportieren. Und viele davon sind immer noch aktuell.

Geschichten spielen in unserer Erziehung eine Rolle, die von Großmutter genauso, wie die aus Büchern. Spielfilme erzählen Geschichten und vermitteln Botschaften. In der Schule, in der Politik, in der Kunst oder in der Werbung werden Geschichten erzählt. Auch die Psychotherapie beschäftigt sich intensiv mit der Wirkung von Stories. Es gibt Untersuchungen, die behaupten eine Botschaft, übermittelt mit einer Metapher, Analogie oder Geschichte, bleiben 22 Mal so stark im Gedächtnis, wie die „nackte Nachricht“. Auch wenn mir diese Zahl übertrieben vorkommt, so würde ich unterschreiben, dass in meinen Trainings Geschichten am nachhaltigsten wirken, wenn es darum geht eine Nachricht zu vermitteln.

Im Grunde genommen handelt es sich um einen leichten Trance-Zustand, wenn wir in eine Geschichte, die erzählt wird, einsteigen. Im Training hypnotisiert die/der Trainer*in mit Geschichten die Teilnehmer? Ja, das ist genau das, was passiert, eine leichte Hypnose! Nun sind die Begriffe Hypnose und Trance nicht unbedingt kompatibel für den Business-Bereich, daher ist der Begriff „Storytelling“ hilfreich.

Viele Trainer*innen nutzen das Stilelement völlig unbewusst, erzählen Geschichten aus der eigenen Erfahrung, erklären Anwendungen über Beispiele, beschreiben Gefahren mit dem Bericht über einen Unfall und so weiter. Als ich einmal in einem Train-the-Trainer Kurs erlebte wie einer der Teilnehmer eine Geschichte über einen Unfall einer Berggondelbahn erzählte, hat die Erzählung mich gut mitgenommen. Nun lebe ich in einer Gegend in der es keine solcher Bergbahnen gibt. Zwei Jahre später auf einem Wanderausflug in Bergdesgaden war es dann so weit, ich stieg wieder einmal in eine Gondel. Das erste was mir einfiel war die Geschichte aus dem Training, was mir die Gondelfahrt nicht unbedingt einfacher machte…..so viel zur nachhaltigen Wirkung von Geschichten.

Der/die Trainer*in als Märchen-Tante/Onkel? Ja, Trainer*innen sollten mit Geschichten arbeiten und diese mit Begeisterung erzählen. Und ich gehe sogar noch weiter, eine Geschichte muss nicht unbedingt wahr sein, sie kann frei erfunden sein und doch wirken. Dazu folgende, wahre Geschichte.

Ich saß als Teilnehmer bei der Eröffnung eines Seminars neben einer Frau, nennen wir sie Karin. Karin war ganz entspannt bis zu dem Moment, als Lucky, eine schwarze Katze, den Seminarraum betrat und es sich in einer Ecke bequem machte. Lucky war die Katze des Trainers, nennen wir ihn Herbert. Als Karin Lucky sah, zuckte sie zusammen und sagte sofort, dass sie nicht bleiben können, das sie allergisch auf Katzen reagiere und jetzt besser gehe. Darauf erwiderte Herbert, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, Lucky sei ein Mädchen und allergisch reagieren wir nur auf ein Enzym Speicher der Kater, welches wir über die Fellhaare, wenn der Kater sich leckt, aufnehmen. Das beruhigte Karin zumindest so viel, dass sie erst einmal blieb. Sie blieb bis zum Schluss und hatte tatsächlich keine Reaktionen. Ich auch nicht, obwohl ich Katzen auch nicht zu nahe kommen darf. Ende des Trainings sprach ich mit Herbert, ich hatte nämlich noch nie etwas davon gehört. Herbert grinste und sagte: „Klar hast Du davon noch nichts gehört, ist ja auch frei erfunden.“

Nun mögen die Leser*innen selbst entscheiden, ob das so in Ordnung war und sie es selbst auch wagen würden eine erfundene Geschichte zu erzählen. Der Wahrheitsgehalt einer Geschichte ist also nicht relevant für deren Wirkung. Dieser Artikel entsteht kurz nach der Corona-Pandemie, die schonungslos offen legt, dass selbst die abstrusesten Verschwörungstheorien geglaubt werden, wenn es einem in den Kram passt. Daher geht es vor allem darum verantwortungsvoll mit dieser sehr starken Methode im Training umzugehen.

Was macht eine Geschichte wirkungsvoll? Der Wahrheitsgehalt ist es wohl eher nicht.

Eine Story braucht einen Bezug zum Thema, sie braucht eine Botschaft, sie sollte spannend sein und eventuell ein überraschendes Ende haben. Appliziert auf den Trainingskontext sollten Geschichten auch eher kurz sein. Ich würde die maximale Länge auf fünf Minuten limitieren. Sie brauchen einen Platz im Training, vielleicht am Anfang einer Session, um zu einem Thema hinzuführen, oder am Schluss, um eine Zusammenfassung zu machen.

Eine Geschichte/Metapher kann aber auch als roter Faden in ein Training eingeflochten werden. Gut eignet sich dazu eine Reise, das Training ist also eine Reise, die gemeinsam unternommen wird. Da gibt es Unbekanntes zu entdecken, Abenteuer zu bestehen und am Ende kommen alle am Ziel an. Weitere Analogien können sein der Besuch auf einem Jahrmarkt, das Bauen eines Hauses, das Kochen eines Gerichts, im Grunde sind da keine Grenzen gesetzt. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Analogie auch zu den Teilnehmenden passen sollte, was Alter, Herkunft und Historie angeht.

Abschließend ist zu sagen, dass Geschichten auch ein Training charmanter wirken lassen, als reiner Informationsaustausch es je können wird.

Viele Grüße, Rolf Söder