Trainer Qualitäten

....alle guten Dinge sind 3!

Der Trainer-Beruf im Business-Bereich ist noch relativ jung. Bis in die 1960er Jahre wurde Bildungsarbeit fast ausschließlich von Schule, Universitäten oder Volkshochschule geleistet. Unternehmen und Organisationen, die ihr Wissen und Fähigkeiten intern oder extern weitertragen wollten, begannen als erste sich zu überlegen, wie man das effizient organisieren kann. In der Regel wurde eine Schulungsabteilung gegründet, oft angesiedelt im kaufmännischen Bereich, bei sehr technischen Unternehmen auch in der Entwicklung/Forschung. In diesen Abteilungen wurden dann Experten*innen gesetzt, die Voll- oder Teilzeit ihr Know-how weitergaben. Leider haben viele Firmen und Organisationen bis heute die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten, die es für eine solche Aufgabe braucht, vergessen oder vernachlässigt. Die Experten*innen wurden zu Trainern*innen gemacht und bekamen die Berufsbezeichnung Trainer*in auch auf die Visitenkarte gedruckt. Übrigens ist das, meiner Erfahrung nach, bei vielen Unternehmen immer noch so.

In den 1970er Jahren zog das Thema „Personalentwicklung“ immer mehr in die deutschen Unternehmen ein, natürlich wieder einmal initiiert aus den USA. Im Zuge dieser Personalentwicklungswelle wurde es dann spätestens klar, dass Experten*innen auch didaktisches, lernpsychologisches und methodisches Wissen brauchen, um andere Erwachsene mit ihrem Thema „anzustiften“. Ich wähle bewusst das Wort anstiften, und zwar mit der eigenen Begeisterung für das Thema, sei es nun die Funktionsweise eines Hydraulikventils, die Vorteile einer neuen Software oder sonst irgendein Thema.

Bis heute kenne ich kein Unternehmen, welches mit einer Schule/Universität zusammen ein klar definiertes Berufsbild mit entsprechender Qualifikation entwickelt hat. Es sei dahingestellt, ob das nun positiv oder negativ zu bewerten ist, es ist ein Fakt. Die Bezeichnung Trainer ist kein Lehr- oder Lernberuf, wie Mechatroniker oder Schreiner, sondern eher eine Zusatzqualifikation für Menschen, die ihr fachliches Wissen und Können anderen nahebringen wollen und/oder sollen.

Somit kann sich jede/r Trainer oder Trainerin nennen. Dieser Mangel an einem Berufsbild hat dazu geführt, dass eine Vielzahl an Trainer-Bezeichnungen, teilweise auch gekoppelt an Verbände und Institutionen wie beispielsweise die IHK, entstanden sind. Der gleiche „Dschungel“ also, wie bei Beratern*innen, Coaches oder Therapeuten*innen. Hinweise auf eine erworbene Qualifikation liefert nur der Zusatz, wie zum Beispiel Trainer DVNLP oder Trainer IHK. Für ersteren braucht es etwa 70 Tage Ausbildung für zweiteren 5 Tage. Das zeigt wie bunt diese Szene ist.

Nun kann man lange darüber streiten, ob Trainer im Businessbereich ein Beruf ist oder nicht. Ich denke es ist ein Beruf, auch wenn Definition, Grenzen und Qualifikationen nicht übersichtlich geregelt sind, wie bei etablierten Berufen. Im Sport sind mittlerweile Qualifikationen standardisiert eingeführt und werden angewendet. Oftmals wird Trainer*in auch mit anderen Bezeichnung vermischt. Daher hier ein Definitionsversuch:

  • TrainerInnen vermitteln Wissen und/oder Können.
  • Coaches liefern Methoden für zielorientierte Problemlösungen.
  • BeraterInnen lösen Probleme ihrer Kunden/Kollegen.
  • MentorInnen geben ihre Erfahrungen informell weiter.

Den Lehrer gibt es schon seit tausenden von Jahren, den Trainer, der mit Erwachsenen arbeitet, erst seit ein paar Jahrzehnten. Das System Schule/Lehrer*in/Schüler*in hat also eine lange Tradition und vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die Erwachsenenbildung mit Schule für Erwachsene gleichgesetzt wird. Leider ist dies ein Trugschluß, denn Erwachsenenbildung braucht einen anderen Ansatz. Das habe ich bereits in einem anderen Artikel hier beleuchtet, siehe Training oder Schule.

In den letzten Jahren konnte ich viele unterschiedliche "Train the Trainer" Maßnahmen für Kunden entwickeln und umgesetzen. Dabei wird immer wieder die Frage aufgeworfen, was muss denn ein Trainer können oder wissen? Wenn man das ganz reduziert betrachtet, brauchen Trainer*innen drei Qualitäten, nämlich:

- zu wissen, wie etwas geht -
- es auch zu können -
- es vermitteln zu können -

Mit dieser vereinfachten Sichtweise wird es sofort klar, dass Trainer*innen nur erfolgreich sein können, wenn sie alle drei Qualitäten besitzen, da sie einander bedingen. Und es wird auch klar, woran es meistens hapert. Experten und Expertinnen brauchen didaktische, gruppendynamische und auch methodische Kompetenzen, und meist sind die nur sehr rudimentär vorhanden. Hier setzen dann so genannte "Train the Trainer" Maßnahmen an. Bei uns geht es dabei um das Trainer*innen-Verhalten, sowie Haltung und Einstellung, ferner um Gruppendynamik, Seminardesign und Stage-Performance.

Mittlerweile gibt es Unternehmen, die solche Entwicklungsmaßnahmen für Ihre Trainer*innen nicht nur einmalig durchführen, sondern auch regelmäßige Updates und Refresher veranstalten. Dadurch kommt immer mehr Qualität in das Trainer*innen-Dasein innerhalb einer Firma und das ist eine positive Entwicklung, leben wir doch in einem Zeitalter des schenllen Wandels, in dem es permanent nötig ist zu lernen, um up to date zu bleiben. Die Digitalisierung ist dazu ein Turbo, den wir gerade versuchen zu beherrschen. Um so wichtiger, dass die Qualität der Trainingsmassnahmen Schritt hält und einen wichtigen Beitarg dazu leisten die Trainer*innen.

Falls Leser*innen dieses Artikels dazu gerne weiteren Austausch möchten, freue ich mich auf den Kontakt.

Viele Grüße, Rolf Söder